Gold – Schlüssel zu langfristigem Vermögensaufbau und -erhalt
Finanzwissenschaftliche Analyse des Department of Finance Prof. Dr. Thorsten Hens der Universität Zürich, beauftragt durch die Bank von Roll
In der Schweiz halten Anleger durchschnittlich rund 1 % ihrer Finanzanlagen in Form von Gold. Im langfristigen Vermögensaufbau und -erhalt spielt Gold jedoch eine wichtige Rolle. Je nach Portfoliotheorie wird ein Anteil von 5 bis zu 26 % empfohlen.
Die Universität Zürich hat, beauftragt durch die Bank von Roll, eine finanzwissenschaftliche Analyse zur Rolle von Gold beim Vermögensaufbau und -erhalt erstellt. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind:
- Gold spielt eine wichtige Rolle im langfristigen Vermögensaufbau.
- Gold ist im Vergleich zu Aktien nur teilweise Renditetreiber, dafür Garant für den Erhalt der Handlungsfähigkeit und zum Vermögenserhalt auch in Krisenzeiten prädestiniert.
- Für den Schweizer Anleger ist je nach Modell ein Goldanteil von 5 bis 26 % in der gesamten Asset Allocation sinnvoll. Bitcoin – oft als Alternative zu Gold diskutiert - ist aufgrund der starken Volatilität und international verschiedener rechtlicher Regelungen weniger dafür geeignet.
- Tokenisiertes Gold steht rechtlich noch nicht auf sicherem Boden und ist daher aus heutiger Sicht nicht für den langfristigen Vermögensaufbau qualifiziert.
Gold in der Asset Allocation
Stellt man die Frage nach dem Anteil des Goldes im Portfolio den neuen Modellen der KI meint ChatGPT, dass dieser für den Schweizer Anleger gemäss einem Grossteil der Finanzexperten bei 5 bis 10 % liegt. Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen (Reinecke, 2024) schätzt das Goldvermögen auf 15 Mrd. CHF. Das Bundesamt für Statistik gibt das Finanzvermögen der Schweizer Haushalte mit 2'500 Mrd. an. Die Schweizer Haushalte halten demnach weniger als 1 % ihres Finanzvermögens in Gold.
Nach dem Finanzmarktmodell Capital Asset Pricing Model von Sharpe, Mossin und Lintner sollen die Portfolioanteile der relativen Marktkapitalisierung entsprechen. Die Marktkapitalisierung aller Aktien beträgt rund 91 Billionen USD – Gold 18 Billionen USD. Somit resultiert für einen Anleger, der ein ausgewogenes Portfolio anvisiert, ein Aktienanteil von 52.5 %, 35.5 % Obligationen und ein Goldanteil von 12 %. Betrachtet man eine Rebalancingstrategie in den Modellen Growth-Optimal Portfolio von Kelly, Breiman und Latane (GOP), Mean-Variance Analyse von Markowitz (MVA) und die Prospekttheorie von Kahneman und Tversky (PT), ergeben sich Goldanteile an der Asset Allocation von 15 bis 26 %. Bei einer Rebalancingstrategie wird im Gegensatz zu Buy and Hold die Vermögensallokation im Auf-und-Ab der Märkte beibehalten. Solche Strategien werden von den meisten Schweizer Pensionskassen wie auch dem erfolgreichen norwegischen Staatsfonds verfolgt, da sie besser rentieren als Portfoliostrategien ohne regelmässiges Umschichten (Buy & Hold).
Renditenvergleiche Gold und Aktien
Vergleicht man Gold mit einer Anlage in den Weltaktienindex (MSCI-World) von 1972 bis heute zeigt sich (Inflation nicht berücksichtigt), dass eine Investition von 100 USD in Gold heute ca. 6'000 USD wert ist, eine Investition in den MSCI-World jedoch lediglich 3'400 USD. Bei einer Reinvestition der Dividenden wäre eine Investition in den MSCI-World jedoch heute rund 14'800 US-Dollar wert, allerdings ohne Berücksichtigung der Besteuerung der Dividenden, welche diesen Vorsprung der reinvestierten Aktienanlage gegenüber Gold deutlich schrumpfen lässt. Zudem bietet Gold als Wertanlage einen Inflationsschutz, da der Goldpreis bei Inflation zu steigen tendiert.
Bei der inflationsbereinigten Wertentwicklung eines Investments von 100 USD zeigt sich, dass die Haltung von Bargeld während dieses Zeitraumes in einer enormen Wertvernichtung resultiert: von 100 USD Kaufkraft wären lediglich deren 13 übriggeblieben. Mit einer Anlage in Gold hätte sich die Kaufkraft während dieser Zeit knapp verachtfacht, verneunzehnfacht bei einer Anlage in den MSCI-World mit Wiederanlage der Dividenden; dieser Faktor reduziert sich für Schweizer Anleger aufgrund der Besteuerung von Dividendenzahlungen auf elf. Eine Diversifikation in Gold und Aktien empfiehlt sich somit eindeutig.
Gold in Krisenzeiten
Während des Platzens der Dotcom-Blase (2000-2003), der globalen Finanzkrise (2007/2008), der Coronakrise und den geopolitischen Unsicherheiten seit 2022 zeigt sich, dass Gold in diesen Zeiten häufig positive Renditen aufweist, während Obligationen seitwärts liefen und Aktien zum Teil sehr stark an Wert verloren.
Krise | Geld | Obligationen | Gold | Aktien |
Dotcom-Crash (Jan 00 – Mär 03) | -9% | +45% | +7% | -49% |
Finanzkrise (Jan 07 – Mär 09) | -5% | +26% | +37% | -45% |
EU Schuldenkrise (Jan 10 – Dez 14) | -8% | +40% | -1% | +67% |
Corona (März 20 – März 21) | -2% | -7% | +5% | +31% |
Ukraine (Jan 22 – Dez 22) | -6% | -23% | -6% | -23% |
Reale Wertveränderung der vier Anlageklassen in Krisenzeiten: Diese Tabelle illustriert die inflationsbereinigten Wertveränderungen der Anlageklassen während verschiedener Krisen im 21. Jahrhundert.
(Quelle: Finanzwissenschaftliche Analyse des Department of Finance der Universität Zürich, 2025)
Die Rolle von Bitcoin versus physischem Gold (nicht sog. Papier-Gold)
Laut Bitcoin-Protokoll können maximal 21 Millionen Bitcoins geschürft werden, damit ist die Anzahl Bitcoins beschränkt und de facto ein rares Gut. Aktuell geht man von einer abgebauten Goldmenge von rund 205'000 Tonnen aus, einschliesslich Gold in Form von Schmuck, Münzen, Barren und auch Gold, welches in industriellen Anwendungen verwendet wird. Jährlich werden rund 3'000 Tonnen Gold zusätzlich abgebaut und es wird geschätzt, dass weltweit nur noch 50`000 Tonnen Gold im Boden liegen. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin beträgt aktuell rund 1.6 Billionen USD. Folglich sollten Anleger nach dem Finanzmarktmodell Capital Asset Pricing Model rund 1 % ihres Vermögens in Bitcoin halten. Auch aus der Perspektive der Portfoliostrukturierung sollte die Allokation in Bitcoin eher begrenzt sein, da die Kryptowährung eine hohe Volatilität aufweist und nicht als krisenresistent gilt.
Über die Studie
Ziel dieser wissenschaftlichen Studie ist es zu untersuchen, inwieweit Gold für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet ist. Die Studie basiert auf Daten seit 1971. In den Berechnungen werden einerseits die Perspektive eines Anlegers mit Referenzwährung CHF und die eines Anlegers mit Referenzwährung USD eingenommen. Zudem wird die optimale Vermögensallokation mit und ohne Steuern berechnet, also für private und institutionelle Anleger. Da in der Schweiz Kursgewinne nicht besteuert werden, im Gegensatz zur Besteuerung von Dividenden oder Zinsen, kann Gold einen Vorteil haben. Die Inflationsraten der Schweiz stammen von der Webseite des Bundesamts für Statistik, für die USA von den Online-Daten von Bob Shiller, Aktiendaten von Bloomberg.